Ein Beispiel für immersives 3D: Zwei Männer stehen in einem Raum, während ein 3D-Modell auf die Wände um sie herum projiziert wird. Beide schauen sich das Modell gemeinsam an und scheinen darüber zu diskutieren.

Digitale Zwillinge als Katalysator für Bürger:innenbeteiligung

Mehr Demokratie und Partizipation, weniger Zeit-, Kosten- und Nervenaufwand in der Stadtentwicklung

Ein «immersive collaboration room» an der Hochschule Luzern (HSLU). Bild: HSLU.
09.05.2023

Bürger:innenbeteiligung, oder wie man dem Partizipationsparadoxon entflieht

Wie wird sich das neue Stadion ins Stadtbild einfügen? Wird es den Blick auf den See versperren? Wie wird sich der Bau auf den Verkehr und die ÖV-Anbindung auswirken? Es gibt viele Fragen, die Anwohner:innen bei neuen Bauprojekten interessieren. Antworten dazu könnte man zwar auch in herkömmlichen Bauplänen finden, aber gerade für Laien ist es oft schwierig, diese technischen und mit Fachjargon gespickten Dokumente zu verstehen. Häufig hat dies zur Folge, dass ein neues Entwicklungsprojekt geplant und genehmigt wird – nur um dann verzögert oder sogar gestoppt zu werden, sobald es der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

Um das zu verhindern, braucht es bessere und frühzeitige Beteiligungsmöglichkeiten. Aber gerade eine frühzeitige Einbindung von Anwohner:innen und Bürger:innen ist oft schwierig. Es kommt zu einem Beteiligungsparadoxon: Zwar könnten Anwohner:innen in der ersten Planungsphase theoretisch viel Einfluss nehmen, allerdings sind die Informationsmaterialien, die in dieser Phase zur Verfügung gestellt werden, oft sehr abstrakt – was wiederum dazu führt, dass sich Laien nicht oder nur sehr selten beteiligen. Die Lösung liegt auf der Hand: Baupläne und abstrakter Fachjargon müssen in ein klares, verständliches Format übersetzt werden. Eine Möglichkeit, dies zu tun, sind 3D-Modelle und digitale Zwillinge.

Ein CAD-Modell wird in eine 3D-Visualisierung integriert

3D-Modelle machen neue Entwicklungsprojekte für die Allgemeinheit zugänglich und leicht verständlich.

Informationen zugänglich machen = Beteiligung erleichtern

Damit die Allgemeinheit ein neues Entwicklungsprojekt verstehen kann, muss dieses klar und verständlich kommuniziert werden. Genau das kann mit einem interaktiven 3D-Modell erreicht werden: Anstatt sich mit abstrakten Daten herumzuschlagen, können Anwohner:innen die Pläne in einem einfachen und intuitiven Format betrachten.

Eine 3D-Darstellung ist somit einladender, zudem macht sie die zugrundeliegenden Daten verständlich und die Beteiligung niederschwelliger. Tatsächlich können so sogar Gruppen erreicht werden, die sich sonst nicht beteiligen würden, zum Beispiel Menschen mit geringerer Lesekompetenz, wie ein Versuchsprojekt mit einem digitalen 3D-Zwilling in Herrenberg, Deutschland, zeigte. Die Fachinformationen aus den Bauplänen sind zwar immer noch da, dank dem neuen Format sind sie aber nun für alle zugänglich.

Besonders effektiv sind dabei Lösungen wie der «immersive collaboration room» (icRoom), den Inside Reality mit den 3D-Daten von Nomoko anbietet. Hier kann man ganz ohne VR-Brille durch ein 3D-Modell navigieren, was die für viele Menschen noch neue und ungewohnte Begegnung mit VR zugänglicher macht. So können die Teilnehmer:innen 3D-Modelle gemeinsam erkunden und direkt darüber diskutieren: ein echter Dialog wird möglich.

Zugängliche und partizipative Stadtentwicklung: Unterägeri als Beispiel

Ein Beispiel dafür, wie ein digitaler 3D-Zwilling mehr Beteiligung ermöglichen kann, ist das umfassende 3D-Modell, das Nomoko für die Gemeinde Unterägeri (Zug) erstellt hat. Im Gegensatz zu 2D-Plänen oder physischen, handgefertigten Modellen können Entwicklungsprojekte mit dem 3D-Model interaktiv und intuitiv präsentiert werden. Die Gemeinde verwendet das Modell zum Beispiel für kurze Informationsfilme und als virtuelles 3D-Modell, das Einwohner:innen per Webbrowser frei erkunden können.

Digitalen Zwillingen und direkte Beteiligung

Mit digitalen Zwillingen kann aber noch mehr erreicht werden. Einer der grössten Vorteile eines digitalen Modells besteht darin, dass man es einfach anpassen kann. So wird es möglich, dass Laien ein Modell nicht einfach nur betrachten, sondern auch direkt damit interagieren können. Beispielsweise kann man sich in einem 3D-Modell frei bewegen, um ein neues Gebäude aus jedem Blickwinkel zu betrachten, wie in diesem einfachen, interaktiven 3D-Modell. Damit sind die Möglichkeiten aber noch lange nicht ausgeschöpft.

Mit Hilfe von Augmented Reality ist es beispielsweise möglich, 3D-Objekte in einer realen Umgebung zu platzieren. Ein etwas exotisches Beispiel dafür ist das von Nomoko erstellte 3D-Modell eines T-Rex-Skeletts, das per Smartphone in Echtgrösse vor einem projiziert werden kann. Ein T-Rex hat in der Stadt- und Raumplanung wenig zu suchen, aber auf gleiche Weise könnten natürlich auch Objekte wie ein Gebäude, eine Brücke oder ein Zebrastreifen projiziert werden. Ein weiterer Anwendungsfall wäre, dass Objekte direkt im 3D-Modell platziert werden. Quasi wie in SimCity könnten Bewohner:innen so neue Gebäude in der Nachbarschaft platzieren und verschieben, um alternative Szenarien zu erkunden. Die Möglichkeiten sind nahezu grenzenlos.

Das Beispiel der «Smart Docklands» in Dublin zeigt, dass digitale Zwillinge auch für ganz direkte Beteiligung genutzt werden können. Im Rahmen eines Hackathons wurden die Bürger:innen aufgefordert, mit den 3D-Daten der Region zu experimentieren und ihre eigenen Lösungen für die Herausforderungen der Stadt zu entwickeln. Mit Erfolg: Wie die Stadt berichtet, konnten dank den Ergebnissen des Hackathons Probleme im Zusammenhang mit der Stadtplanung, Krisenreaktion, und Energieplanung gelöst werden. Fazit: digitale 3D-Zwillinge können Beteiligung einfacher und vor allem auch produktiver machen.

3D-Modell der Gemeinde Sirnach

Interaktion dank 3D: Sirnach als Beispiel

Die Gemeinde Sirnach (Thurgau) beauftrage uns mit der Erstellung eines hochauflösenden 3D-Modells, um damit einen offenen Dialog über die Erweiterunspläne der Gemeinde führen zu können. Das Modell ist komplett interaktiv, sodass die Einwohner:innen sich darin bewegen und die vorgeschlagenen Veränderungen aus jedem Blickwinkeln betrachten können. Mehr noch: Architekt:innen beispielsweise können ihre Ideen direkt in das Modell integrieren. Dies ermöglicht eine sehr praktische und produktive Auseinandersetzung mit der Zukunft der Gemeinde.

Demokratisierte Stadtentwicklung dank digitalen Zwillingen

Bürger:innen mit digitalen Zwillingen an Entwicklungsprojekten zu beteiligen bringt viele Vorteile mit sich. Es wird einfacher, Pläne und Entscheidungen zu kommunizieren; gleichzeitig lässt sich besser abschätzen, ob neue Projekte auf Akzeptanz stossen oder nicht. Vor allem aber wird so eine frühzeitige Einbindung der Allgemeinheit möglich, wodurch Verfahren drastisch verkürzt werden. So können Zeit, Kosten und Nerven gespart werden, denn wenn alle verstehen, worum es im Projekt geht, gibt es in den späteren Phasen weniger Konflikte und Einsprachen.

Natürlich lohnt sich dabei immer nur die Lösung, mit der man auch tatsächlich jemanden erreichen kann. Wenn eine Visualisierung zum Beispiel nur auf einem ganz speziellen Gerät funktioniert, wovon eines oder zwei in der Gemeinde verfügbar sind, dann schränkt dies den Kreis derer, die sich beteiligen können und wollen, erheblich ein. Mit webbasierten Lösungen ist es jedoch möglich, eine detaillierte virtuelle Darstellung eines neuen Projekts auf jedem normalen Gerät zugänglich zu machen, sodass man sich bequem vom Wohnzimmer aus beteiligen kann.

Sind sie interessiert, einen digitalen 3D-Zwilling in ähnlicher – oder anderer – Weise einzusetzen? Werfen Sie einen Blick auf unsere 3D-Dienstleistungen und nehmen Sie Kontakt auf, um zu besprechen, wie wir Ihnen helfen können!

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