
Wie können Immobilienfachleute mittels Digital Twins bessere Entscheidungen treffen?
Impressionen und Learnings von unserer Paneldiskussion an der Swissbau 2022
19.05.2022
Am 03. Mai 2022 war es wieder soweit, die führende Plattform der Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft, Swissbau, lud zum viertägigen Messebesuch in Basel ein.
Natürlich waren auch wir von Nomoko mit unserem Team vor Ort und durften nicht nur viele interessante Gespräche mit Besuchern an unserem Stand führen, sondern auch eine Podiumsdiskussion zu unserem Lieblingsthema, digitale Zwillinge, halten.
An der lebhaften Diskussion nahmen neben unserem CEO Nilson Kufus und dem Leiter der Geschäftsentwicklung Maximilian Gick die folgenden Fachexperten Teil: Manuel Frey (Abteilungsleiter Digitale Planung bei Gruner), Guillaume Chapallaz (Architekt bei Amenti), Manuel Lehner (Partner bei FPRE) sowie Jürgen Debusmann (CEO bei Inside Reality).
Warum digitale Zwillinge perfekt zu Immobilien passen
Eingeleitet wurde die Diskussion mit der Frage, was denn digitale Zwillinge in Bezug auf Immobilien überhaupt seien. Nilson betonte, dass digitale Zwillinge eine Daten-Repräsentation von Gebäuden darstellten und deutlich über den Rahmen von 3D- oder BIM-Modellen herausgehen würden. Welche Daten jeweils gebraucht werden, hänge stark vom Anwendungsfall ab. Deswegen lohne es sich, die Daten in einer Plattform zu aggregieren und sie so mehrfach zu verwenden.
Dies ist auch der Grund, warum Nomoko seine Digital Twin Platform Praedia ins Leben gerufen hat. FPRE war dabei der erste Partner von Praedia und stellt über den integrierten Store Marktintelligenz zur Verfügung. Was überzeugte FPRE, diesen Schritt zu gehen?
Manuel Lehner erklärte es so: “Unsere Motivation ist es, jedem User die Marktintelligenz genau dort zur Verfügung zu stellen, wo er sie braucht. Unsere User sind sehr heterogen und haben unterschiedlichste Use Cases. Nomoko bietet mit Praedia eine sehr offene, transparente Plattform, die einen Ideenwettbewerb ermöglicht.”
Architekt Guillaume pflichtete bei, dass eine solche Plattform es erlaube, sehr viele Parameter wie beispielsweise Baureglemente miteinander zu verknüpfen und daraus nützliche Erkenntnisse zu generieren.
Manuel von Gruner dagegen sah den Nutzen primär in der Zugänglichkeit von Informationen über den gesamten Lebenszyklus, die es ermöglicht, ihre Kunden entscheidungsfähiger zu machen.
Jürgen von Inside Reality führte schliesslich aus, dass die Zusammenführung von Daten in digitalen Zwillingen es erlaube, Projektvisualisierungen nicht erst am Schluss sondern schon ganz am Anfang zu machen. Damit werde es möglich, Komplexitäten viel besser verständlich zu machen und projektbezogene Entscheidungen zu beschleunigen.
Digitale Zwillinge als Grundlage für Investitionsentscheidungen
Nilson fragte die Expertenrunde, wie schnell Immobilienentwickler zukünftig basierend auf einem festgelegten Renditeziel eine Investitionsentscheidung treffen könnten.
Guillaume ist überzeugt, dass der Trend klar in Richtung Tool unterstützte Entscheidungsfindung gehe. Allerdings räumte er ein, dass ein einziges Tool alleine diesen Prozess kaum ausreichend abdecken könne. Es brauche die Aggregation von Daten aus verschiedenen Tools.
Auch Manuel von FPRE ist sich sicher, dass dies der nächste logische Schritt ist. Schon heute könnte der Investitionsprozess für Immobilienanlagen automatisiert werden. Digitale Zwillinge seien perfekt dazu geeignet, die dafür nötigen Informationen auf sich zu vereinen. Die Herausforderung sei jedoch vielmehr, dass man sich nicht ausschliesslich auf die Automatisierung fokussiere, sondern auch die menschliche Interaktion mit den relevanten Entscheidungsträgern kohärent sicherstelle.
Die Auswirkungen von digitalen Zwillingen auf Immobilien-Berufe
Was wird künftig mit all den Immobilienfachkräften passieren, die heute noch sehr viele manuelle Tätigkeiten ausführen? Eine brisante Frage, die auch die anwesenden Experten sichtlich beschäftigte.
So erwartet Manuel von Gruner eine massive Veränderung der Immobilien-Berufslandschaft. Er sieht eine starke Tendenz Richtung Prozessautomatisierung. Diese verlange, dass sich Firmen stetig hinterfragen und ihre Prozesse erneuern sowie ihre Mitarbeiter entsprechend weiterqualifizieren. Er betrachtet dies jedoch primär als positive Entwicklung, die es Unternehmen erlaubt, ihre Mitarbeiter von manuellen Arbeiten zu befreien und damit mehr Zeit für die wirklich wichtigen Aufgaben wie Gebäudesanierungen freizuschaufeln.
Jürgen von Inside Reality betonte dagegen, dass man auch aufpassen müsse, dass bei all der Automatisierung der Mensch schlussendlich nicht auf der Strecke bliebe, da sich dieser weniger rasch verändere als die Technologie. Er sah aber definitiv Bedarf für neue Skillsets in der Zukunft und verwies auf das erhebliche Potential in der Optimierung von Entscheidungsprozessen und Rahmenbedingungen.
ESG und Immobilien
Auch die ESG-Thematik kam zur Sprache. Manuel von FPRE glaubt, dass das Nachhaltigkeitsthema die Digitalisierung in der Immobilienbranche befeuere. Der Druck, Rechenschaft über die Nachhaltigkeit eines Portfolios abzugeben, führe dazu, dass man viel mehr Daten erheben und transparent zugänglich machen müsse.
Guillaume meinte, das Thema Nachhaltigkeit sei bei den Architekten noch nicht überall angekommen. Es wäre jedoch sein Traum, schon in der Phase Machbarkeitsstudie wissen zu können, wie viel Energie ein Gebäude später über seine Lebensdauer verbrauchen wird. Damit könnten Bauherren motiviert werden, vermehrt nachhaltigere Projekte umzusetzen.
Manuel von Gruner spürt bislang noch keine klare Vorgaben bezüglich Nachhaltigkeit in der Planungsphase. Er ist aber überzeugt, dass dieser Schritt in den nächsten Jahren gegangen wird.
Jürgen fand, dass sich die öffentliche Wahrnehmung ändern müsse. Es müsse messbar und transparent werden, was im Bereich Nachhaltigkeit gemacht wird. Die Industrie selber sei hierbei auch gefordert und müsse helfen, einheitliche Standards zu entwickeln.
Immersion im icRoom
Abgerundet wurde die Podiumsdiskussion durch einen Besuch im icRoom von Inside Reality, der einen immersiven Eindruck in die Komplexität von räumlichen Situationen bietet. Oder wie es Moderator Chris Henn salopp formulierte: “Immersion ohne VR-Brille.”

Visualisierung der räumlichen Dimensionen mit dem icRoom
Mittels des icRooms können interdisziplinäre Teams räumliche Dimensionen schneller und besser verstehen, was die Entscheidungsfähigkeit erhöht. Es lassen sich zahlreiche Immobilienprojektvarianten vergleichen und interaktiv erleben sowie Simulationen wie z.B. die Sonneneinstrahlung integrieren.
Neugierig geworden? Schauen Sie sich hier das komplette Video vom Event an!